„Bei dir in Wien sieht es immer irgendwie wie im Märchen aus“, meinte kürzlich eine Kölner Freundin zu mir, als ich ihr einen Schnappschuss meines Lieblingscafes „Tirolerhof“ samt vor dem Haus parkender Fiakerpferde zeigte. Ich schaute mir das Foto noch einmal genauer an und fand – irgendwie hat sie recht!
Vor allem die Wiener Innenstadt hat sich trotz Touristenströmen auf Kärntnerstraße, Kohlmarkt und Graben ihre verträumten barocken Ecken und Gassen bewahrt, überall stolpert man über Relikte der K&K-Monarchie der Habsburgerzeit und ich selbst lebte zehn Jahre lang mittendrin in dieser schönen Stadt. In einer wunderbaren, mehr als 100 Jahre alten Altbauwohnung mit Sternparkett, Flügeltüren und Stuck an den Decken, nur einen Steinwurf von der Wiener Staatsoper entfernt.
Vor bereits mehr als 30 Jahren hatte es mich von Tirol in die österreichische Hauptstadt verschlagen, zum Studium ging ich vom Land in die Stadt und mochte sie erst einmal überhaupt nicht! Das Wien der späten 80er Jahre machte es einem auch nicht leicht, es zu mögen; die Stadt präsentierte sich ganz anders als sie es heute tut, von einer eher dunklen, morbiden Hauptstadt nahe des „Eisernen Vorhangs“ hat sich Wien gewandelt in eine junge Metropole, farbenfroh, Multikulti, modern und sicher. Nicht umsonst wird Wien seit Jahren unter die ersten Drei der lebenswertesten Städte der Welt gewählt, und hat erst kürzlich Melbourne von der Spitze verdrängt.
Seit nunmehr drei Jahren lebe ich nun nicht mehr ständig in Wien, sondern pendle von Köln einmal pro Monat zum arbeiten dorthin. Und seitdem sehe ich die Stadt wieder mit anderen Augen. Wenn ich durch die Straßen und Gassen „meines“ Bezirks gehe, abseits der Touristen-Trampelpfade, wandert mein Blick immer wieder an den Häuserfassaden hoch, ich entdecke das eine oder andere Jugendstil-Detail, das ich bisher nicht bemerkt hatte, freue mich nach der Arbeit beim Heimweg auf den Blick auf die grüne Kuppel der Karlskirche, genieße frühmorgendliche Joggingrunden entlang des Rings durch Burg- und Volksgarten und zücke immer wieder ganz wie die Touristen das Handy und fotografiere Hofburg, Staatsoper und Co.
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„Wien ist anders“, so lautete ein Werbeslogan, der jahrelang entlang der Westeinfahrt auf der Autobahn die Reisenden begrüßte, und wem auch immer dieser Spruch damals eingefallen damals: er hat einfach recht! Wien ist anders schnell als London oder New York City, anders chaotisch als Mailand oder Rom, anders gründlich als Hamburg, anders hip als Berlin und anders mondän als Paris. Wien ist aber vor allem eines: gemütlich! Das zeigt sich etwa, wenn ich in meinem oben erwähnten Lieblings-Kaffehaus „Tirolerhof“ stundenlang bei Melange und Butterkipferl alle in- und ausländischen Tageszeitungen lesen kann, ohne vom Kellner (in Wien „Herr Ober“ genannt) gestört zu werden, wenn ich mit meinem Hund in der Hundezone beim Stadtpark unterwegs bin und mit der Frau vom Blumenstand übers Wetter plaudere, wenn ich mich freitags zum Lunch mit drei Freundinnen treffe, der meistens bis zum Nachmittag dauert und oft in einer Shoppingtour durch die Läden der Innenstadt endet, oder wenn wir an lauen Sommerabenden beim Mayer am Nussberg vor den Toren der Stadt in Liegestühlen ein Glas Wein und Heurigenschmankerl genießen.
Wien ist Sachertorte und Käsekrainer, Wien ist Opernball und Lifeball, Wien ist Schönbrunnergelb und Sissiromantik, Wien ist grantig und aristokratisch, vor allem aber: Wien ist liebens- und lebenswert! Und nach fast 30 Jahren in dieser Stadt fühle ich mich zwar immer noch als Tirolerin, Wien ist mir aber in all den Jahren ans Herz gewachsen, und ich hoffe, dass ich Euch ein bisschen von dieser Liebe zu „meiner“ Stadt vermitteln konnte.
Ganz liebe Grüße
Martina
Herzensgrüße
Eure Rike
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