Jule @julesloveandlife hat einen neuen Gastbeitrag geschrieben:
Eins vorneweg: Ich kann sehr rational sein. Wenn ich möchte. Manchmal möchte ich es, oft möchte ich es nicht (mehr). Vielmehr ist es wahrscheinlich so, dass ich und auch ihr alle dort draußen den ganzen Tag hochanalytisch durchs Leben lauft. Angepasst an die äußeren Umstände bis unter die Haarspitzen. Das fängt beim frühmorgendlichen Aufstehen an, geht weiter bei der klaren Strukturierung des Tagesablaufes, im Zweifel für eine ganze Familie, arbeiten, einkaufen, Steuererklärung machen, abends den Wecker für den nächsten Morgen stellen und so weiter und so fort. Vielleicht schaffen wir es manchmal im Kleinen, zwischendurch zwischen all den To do’s und Must’s mal auf das Gefühl (ist das alles denn so richtig?) zu hören, aber oft bleibt in unserem übervollen Alltag gar keine Zeit. Keine Angst, das wird jetzt kein Post über meine neu entdeckte Achtsamkeit oder dass ich irgendwie den Weg zur inneren Mitte erklären möchte. Für mich ist dieser Bericht eher ein Plädoyer dafür, öfter auf sein Herz zu hören.
Mutig zu sein. Sich und seinem ureigenen Gefühl zu vertrauen. Öfter zu schauen, in welche Richtung einen das Herz lenkt. Auch wenn es für andere nicht nachvollziehbar ist. Wenn es nach außen hin unlogisch erscheint. Wenn man sich dafür rechtfertigen muss (oder glaubt, es tun zu müssen). Ich empfinde es immer stärker so (vielleicht war es aber auch schon immer so), dass eine allgemeine Angst vorliegt, zu sich selbst zu stehen, zu sich und seinen Entscheidungen, mögen sie noch so absurd erscheinen und rational schwer erklärbar. Natürlich kursieren allerorts Hashtags mit #beyourself, meistens allerdings gepaart mit einem Selfie, das wenig individuell erscheint. Und ist man dann wirklich mal so, wie man nun mal ist oder auch gerne wäre, dann treibt einen der Gruppenzwang oder der Druck von außen gerne mal schnell in die Masse zurück. Besonders leicht geht so etwas ja mittlerweile in den sozialen Netzwerken, da häufig anonym. Wer da nicht passt, wird gemobbt, gehatet oder irgendwo angeschwärzt. Warum eigentlich? Macht das „Anderssein als die anderen“ oder der Mut „ungewöhnlich“ zu sein oder bedingungslos zu sich selbst zu stehen, anderen etwa Angst? Spiegelt jemand, der aus der Reihe tanzt, etwa das ein oder andere Mal den eigenen dringenden Wunsch wider, endlich mal den Kopf ausschalten und auf sein Herz hören zu können oder ganz nach seinem eigenen Gusto leben zu dürfen? Gerade in den sozialen Netzwerken ist man beliebt, wenn man präsent ist und zwar in einer angenehmen Art und Weise, wagt man sich etwas über den Tellerrand hinaus, stellt man etwas für sich, was aber alle anderen machen, laut in Frage, wird der nächste Shitstorm riskiert.
Auf das eigene Herz hören und dazu zu stehen – was bedeutet das eigentlich? Natürlich muss man nicht komplett sein ganzes Leben von links auf rechts drehen, weil das Herz da so ein Gefühl hat. Man muss jetzt nicht spontan das Eigenheim verkaufen, weil man es leid ist, so wie alle zu leben, obwohl man das eigentlich nie wollte. Vielleicht lohnt es sich aber, auf den Anstoß, den das Herz einem geben möchte, zu hören… Einem Gefühl, das immer wieder klopft, die Tür zu öffnen. Auch wenn der Zeitpunkt objektiv gesehen ungünstig ist oder das Durchführen des Wunschs nicht wirklich plausibel. Denn auch wenn das Eigenheim die logische Schlussfolgerung des bisherigen Lebensweges war (Heirat, Kinder, Haus im Grünen) und alle ganz begeistert davon sind, ist doch das Entscheidende, ob man sich dort selbst überhaupt wohl fühlt. Und wenn das nicht so ist, muss man es vielleicht ja nicht gleich wieder abrupt verkaufen, aber im Zweifel vermieten und zurück in die Stadt in eine Wohnung ziehen. Auch wenn es die Eltern oder Schwiegereltern nicht nachvollziehen können, weil das doch irgendwie „undankbar“ ist oder die Instagramfollower in Hunderten bemängeln, dass das jetzt für die Kinder aber gar nicht gut sei. Ich weiß, vermutlich ist das jetzt ein plattes Beispiel, aber irgendwie ein naheliegendes, weil alltägliches.
Ich fordere uns alle auf, großzügiger mit uns selbst und mit anderen zu sein. Ich glaube, wenn wir großzügiger mit uns selbst sind, mutiger zu unseren Wünschen und Träumen stehen, dann können wir auch unseren Mitmenschen gegenüber geduldiger und weniger streng sein. Wir müssen nicht jedem Gefühl nachgeben, aber wir sollten unsere Gefühle und die der anderen ernst nehmen und sie ihnen zugestehen. Wir sollten öfter in uns hinein hören und uns fragen, ob dass das Leben ist, das wir leben wollen – denn im Zweifel haben wir nur eins davon. Und wenn da ein Herzenswunsch ist, der uns nicht mehr loslässt, der uns durch den Tag begleitet und von dem wir nachts träumen, dann sollten wir alles versuchen, um ihn wahr werden zu lassen. Manchmal geht es nicht sofort. Manchmal gibt es einen Weg dorthin. Der muss dann eben gegangen werden. Und wenn wir jemanden kennen, dem es so geht, dann sollten wir ihn tunlichst darin unterstützen. Natürlich können wir zunächst rationale Gründe abklopfen und auch den Wunsch hinterfragen. Ist er aber echt, eine richtige Herzensangelegenheit, dann sollten wir sagen: „Go for it!“ Und wenn es steinig wird oder sich Umwege auftun, dann sollten wir da sein und nie, niemals sagen „Das habe ich dir doch gleich gesagt, war doch auch total bescheuert!“. Und denjenigen dafür feiern, dass er zu sich steht und seinen eigenen Weg geht.
Ich glaube, einer der größten Fehler, den wir uns gegenüber machen können, ist der, Dinge aus Angst oder vor allem aus Angst vor Verurteilung durch andere nicht zu tun. Einer meiner Lieblingszitate ist von Dan Millman:
„Frage dich in jeder schwierigen Situation: Was würde der stärkste, mutigste, liebevollste Teil meiner Persönlichkeit jetzt tun? Und dann tue es. Tue es richtig. Und zwar sofort.“
Denn ich finde: Das ist ein richtig guter Satz, um durchs Leben zu gehen. Und ein guter Satz, den man jemandem sagen sollte, dem noch ein bisschen der Mut fehlt.
Liebe Grüße
Eure Jule
Herzensgrüße
Eure Rike
2 thoughts on “WERBUNG: Gastbeitrag von Jule @julesloveandlife: Herz über Kopf oder Den Mut haben, das zu tun, was man wirklich möchte, und das auch andere tun zu lassen”